Ein jeder kennt das etwa 30 cm hohe Sträuchlein, welches uns im Hochsommer beim Waldspaziergang mit den süßen Blaubeeren beschenkt. Die Heidelbeere findet man als Unterwuchs in lichten Nadel- und Laubwäldern, in Gebüschen, aber auch in Heiden. Sie mag gern ein feuchtes, saures Bodenmilieu und kann bis zu 30 Jahre alt werden.
Unsere geliebte Heidelbeere hat viele Namen: von Äuglibeere, Blaubeere, Krähenauge über Mollbeere, Mombeere bis zu Pechbeere und sogar Zeckbeere. Letzteres kommt vielleicht daher, dass man beim Sammeln hin und wieder mit den unliebsamen, achtbeinigen Vampiren am Leib aus dem Wald herauskommt.
Der gängigste Name ist aber „Heidelbeere“ und der lässt auf „Heid-Beere“, also die Beere, die auf der Heide wächst, schließen. Aber auch Heidenbeere ist nicht so abwegig, da sie bei den Heiden eine ganz besondere Verehrung genoss.
In den Sagen und Mythen wird die Heidelbeere eindeutig mit der Großen Mutter, der Schwarzen Göttin, mit Frau Holle in Verbindung gebracht. So gelten die Beeren, die beim Sammeln auf den Boden fallen, noch heute als Opfergabe an die dreifache Göttin. Während der Christianisierung wurde Maria an diese Stelle gesetzt und noch heute streut man in manchen Gegenden Heidelbeeren vor Marienbilder aus.
Der botanische Name Vaccinium soll durch eine Lautverschiebung von „Baccinium“, was mit „Beerenstrauch“ übersetzt werden kann, entstanden sein. „Myrtillus“ weist uns darauf hin, dass die Heidelbeere optisch der Myrte ähnelt.
Früher waren die Früchte der Heidelbeere ein beliebtes Färbemittel für Stoffe und Wolle und galt als Ersatz für Indigo. Aber auch die Blätter sind zum Färben geeignet und bringen ein hübsches Grün hervor.
Die Heidelbeere ist natürlich auch im Aberglauben verankert. So hieß es früher zum Beispiel:
Findet man weiße Heidelbeeren, steht ein trauriges Ereignis bevor.
Wenn man an Weihnachten Blaubeeren isst, soll das einen Trauerfall nach sich ziehen.
Wer an Jakobi, also am 25. Juli, Heidelbeeren isst, bekommt das ganze Jahr kein Bauchweh.
Einer alten Bauernweisheit zufolge, gibt es in Jahren mit vielen Heidelbeeren eine reiche Weinernte.
In einigen Bräuchen wird deutlich, warum die Heidelbeere für Transformation steht: Wenn man ihre Blätter im Schlafzimmer verräuchert, soll wohl alles, was man träumt, innerhalb von sieben Tagen in Erfüllung gehen – das Geträumte transformiert sich quasi ins Reale. Überhaupt soll eine Räucherung mit der Heidelbeere Transformationsprozessen dienen und Klarheit fördern.
Der Volksname Äuglibeere bringt die Heidelbeere ja ebenfalls mit Klarsicht und Hellsicht in Verbindung. Sie gilt als Pflanze der Weisheit, der Visionen und des Weitblicks.
Wer im Mai die kleinen zauberhaften, glockenförmigen Blüten mal genauer unter die Lupe nimmt, ist ganz sicher nicht verwundert darüber, dass man die Heidelbeere früher als Wächter für Eingänge zum Zwergenreich gesehen hat. Kleine Elfen schmücken sich schließlich auch gern mit ihnen.
Die lieben blauen Heidelbeeren
Was ist mit den Heidelbeeren gescheh´n,
Daß sie so blau sich lassen seh´n?
Frau Sonne wohl über die Heide kam
Und hat sie geküßt mit heißer Glut,
Da sind sie blau geworden vor Scham
Und blau verwandelt sich ihr Blut
Wir wollen uns bücken
Und fleißig pflücken
Die Heidelbeeren,
Und lustig verzehren
Frau Sonne zu Ehren
Die Heidelbeeren.
Die lieben blauen Heidelbeeren!
Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)