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Der Löwenzahn – die Pflanze mit den 500 Volksnamen

Hundeblume, Kettenblume, Pissnelke, Krötenblume, Mönchskopf, Sonnenwirbel, Lichterblume, Kuhblume sind nur ein paar Volksnamen für den Löwenzahn. Pusteblume ist der schönste Name – wer hat die Schirmchen nicht in den Wind gepustet und sich ganz fest dabei etwas gewünscht? Der 501. Name könnte noch Wunscherfüller sein!

Der Löwenzahn ist eine absolut treue Pflanze – er verlässt den Garten nie. Von April bis Juni leuchtet er mit seiner Scheinblüte, die aus Hunderten gelben Zungenblüten besteht, wie kleine Sonnen auf der grünen Wiese.

Ungemäht wird er übrigens bis zu 80 cm hoch – aber auch wie das Gänseblümchen ist er ein Opportunist und passt sich der Schnitthöhe des Rasenmähers an. Auch schafft er es, die Blattrosette aus seiner Wurzel heraus zu erneuern – was für eine Kraft in ihm steckt!

Der Löwenzahn blüht bei mehr als 12 Stunden Tageslicht nicht mehr – das ist der Grund dafür, dass er nur im Frühling in Massen und im Herbst noch vereinzelt seine gelben Köpfe in die Sonne reckt.

An jedem Morgen öffnen sich die Hüllblätter und geben die Blüte frei und jeden Abend schließen sie sich wieder. Selbst wenn die Schirmchen ausgebildet sind, wiederholt sich dieser Vorgang bis alle Schirmchen davongeweht wurden.

Verblüht er, tragen Hunderte kleine Fallschirme den Samen an alle erdenklichen Orte. Bis zu acht Kilometer weit fliegen sie und landen in Pflasterfugen, auf Sandhaufen, in Blumenkübeln… selbst vor den Schottergärten gruselt er sich nicht und lässt sich da nieder.

Der Löwenzahn braucht keine Insekten oder den Wind zur Bestäubung. Er praktiziert die Jungfernzeugung, er klont sich quasi selbst. Die Wurzeln können auf der Suche nach Wasser bis zu einem Meter tief in die Erde ragen.

 

Schwebende Zukunft

Habt ihr einen Kummer in der Brust
Anfang August
Seht euch einmal bewusst
An, was wir als Kinder übersahn.

Da schickt der Löwenzahn
Seinen Samen fort in die Luft.
Der ist so leicht wie Duft
Und sinnreich rund umgeben
Von Faserstrahlen, zart wie Spinnenweben.

Und er reist hoch über euer Dach,
Von Winden, schon vom Hauch gepustet.
Wenn einer von euch hustet,
Wirkt das auf ihn wie Krach,
Und er entweicht.

Luftglücklich leicht.
Wird sich sanft wo in Erde betten.
Und im Nächstjahr stehn
Dort die fetten, goldigen Rosetten,
Kuhblumen, die wir als Kind übersehn.

Zartheit und Freimut lenken
Wieder später deren Samen Fahrt.
Flöge doch unser aller Zukunftsdenken
So frei aus und so zart.

Joachim Ringelnatz