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Die Weide gehört zu den Pionierpflanzen, bereitet den Boden und macht ihn ergiebig für andere Pflanzen, denen er ursprünglich nicht genügte. Somit trägt die Weide dazu bei, dass naturbelassene Auen die artenreichsten Areale unserer Breiten sind.
Selbst, wenn ein Sturm sie fällt, ist es nicht ihr Ende. Ihr Drang nach Leben lässt sie aus der Krone immer wieder wurzeln und neue Bäume bilden. Selbst in die Erde gesteckte Zweige wurzeln schnell und treiben alsbald aus.
Die Weide heißt nicht nur so, sondern ist es im wahrsten Sinne des Wortes: eine Bienenweide. So sind die Weidenkätzchen im Vorfrühling eine immens wichtige Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln und andere Insekten, weshalb man die hübschen Zweiglein mit den plüschigen Kätzchen lieber in der Natur lassen sollte.
Beim Räuchern der Weidenrinde verbreitet sich– passend zum nassen Standort der Weide ? - ein Gefühl des Fließens, welches flexibel und beweglich wie die Weidenzweige und aufgeschlossen macht. Der Rauch soll auch die Bereitschaft zur Kommunikation fördern, Visionen schenken und das Träumen (auch am Tag) unterstützen.
von Christian Morgenstern
Kätzchen ihr der Weide,
wie aus grüner Seide,
wie aus grauem Samt!
Oh, ihr Silberkätzchen,
sagt mir doch, ihr Schätzchen,
sagt, woher ihr stammt!
Wollens gern dir sagen:
wir sind ausgeschlagen
aus dem Weidenbaum,
haben winterüber
drin geschlafen, Lieber,
in tieftiefem Traum.
In dem dürren Baume,
in tieftiefem Traume
habt geschlafen ihr?
in dem Holz, dem harten,
war, ihr Weichen, Zarten,
euer Nachtquartier?
Musst dich recht besinnen;
was da träumte drinnen,
waren wir noch nicht,
wie wir jetzt im Kleide
blühn von Samt und Seide
hell im Sonnenlicht.
Nur als wie Gedanken
lagen wir im schlanken
grauen Baumgeäst;
unsichtbare Geister,
die der Weltbaumeister
dort verweilen lässt.
Kätzchen ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
Oh, ihr Silberkätzchen,
ja, nun weiß, ihr Schätzchen,
ich, woher ihr stammt.
